eine Reise in die Vergangenheit
Was ist denn das? Ist mein erster Gedanke als ich die undefinierbare Holzkonstruktion erblicke, auf die die bisher recht gute Piste schnurgerade zuläuft. Dieses marode Gebilde, das sich da in ca. 10m Höhe über einen breiten, schnell fliesenden Fluss spannt, soll wohl eine Brücke darstellen. Da soll ich drüber? Ist mein zweiter Gedanke und ein gewisses Unwohlsein stellt sich ein und lässt mich einmal mehr über die Überraschungen, die das mongolische Pistennetz für den Offroad-Fahrer bereithält nachdenken.
Sofort nach dem Grenzübergang von Russland in die Mongolei bei Tashanta war Schluß mit Teerstrasse. Eine holperige Piste brachte uns zur mongolischen Grenzstation, die wir zügig passierten. Unsere Reiseroute führte entlang des Altai-Gebirges zur Wüste Gobi, von dort nach Norden um letztendlich Ulaan Batar, die Hauptstadt der Mongolei zu erreichen. Der Weg führte durch traumhafte Landschaften, mit grünen Hügeln, glasklaren Flüssen und glitzernden Seen. Freilebende Pferde, Yaks, Schafe und Ziegen wurden zu unseren ständigen Begleitern. Hie und da tauchte eine Jurte am Wegesrand auf, freundliche Menschen auf Pferden oder Mopeds winkten uns zu und riesige Raubvögel kreisten in der kristallklaren Luft.
Eine Reise in die Mongolei bedeutet eine Reise in die Vergangenheit. Es gibt kaum Teerstrassen, eine Tatsache die für die Bevölkerung jedoch nicht so schlimm ist, da die mongolischen Hauptverkehrsmittel aus Pferden, Mopeds, UAZ-Geländewagen und hellblauen undefinierbaren LKWs bestehen, alles ziemlich geländegängig. Als Reisender sollte man auch über ein robustes Allradfahrzeug verfügen. Die Mongolei ist eines der dünnbesiedeltsten Länder der Erde. Die wenigen Bewohner der Steppen- und Flusslandschaften leben wie vor hunderten von Jahren in Jurten, hüten ihre riesigen Viehherden noch per Pferd und leben von und mit ihren Tieren. Das bedeutet für den Mongoleibesucher relativ wenig Einkaufsmöglichkeiten nach europäischen Vorstellungen. In den Läden der Dörfer kann man unter ein paar Konserven, Brot, etwas Käse, ein paar Kartoffeln und Zwiebeln, jeder Menge Vodka und Bier wählen. Gemüse und Obst ist kein Bestandteil des mongolischen Speiseplanes, hier ernährt man sich von Fleisch und Milchprodukten. Da heißt es für den Traveller ran an den Herd und aus dem mongolischen Lebensmittelangebot und ein paar eigenen Vorräten selbst etwas zaubern. Gastfreundschaft wird großgeschrieben, eine Tatsache die dem Fremden unzählige Einladungen in die Jurten beschert, hier darf man erst dann wieder gehen wenn man sich gnadenlos an den landestypischen Überlebensmitteln überfressen hat. Manchmal wird man auch zum Übernachten eingeladen, ist dann auch recht spannend. Ansonsten ist das eigene Zelt oder Campingmobil, Allrad natürlich, das Zuhause. Hotels findet man äußerst selten und wenn man eins gefunden hat, ist es meist etwas rustikal. Inzwischen gibt es jedoch bei den für den Tourismus erschlossenen Orten auch nette, rustikale Jurtencamps. Teamgeist, gute körperliche Konstitution und Offenheit für Neues sollte der Mongoleireisende mitbringen um die Schönheiten des Landes und die Lebensart seiner Bewohner unbeschwert genießen zu können.
Und da war noch diese Brücke, wir sind dann doch drüber gefahren, sie ist nicht zusammengebrochen und war auch nicht die letzte ihrer Art auf unserer Reise durch die Mongolei.
Wer diese Traumreise nicht eigenständig durchführen möchte hat die Chance mit uns dieses wunderbare Land und seine Bewohner kennen zu lernen.